Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Zum Tod von Herbert Overkamp

 

Am 4. Juni 2024 verstarb Herr Studiendirektor Herbert Overkamp, der seit 1975 Lehrer am Abendgymnasium der Stadt Gelsenkirchen war. Herbert Overkamp, 1943 noch während des Krieges geboren im münsterländischen Burgsteinfurt, wuchs in einer sehr  katholisch geprägten Familie auf, verlor früh seinen Vater und war seit seiner Grundschulzeit mit der körperlichen Einschränkung belastet, auf einem Ohr taub zu sein. Er absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine Lehre als Industriekaufmann, war aber bereits in dieser Zeit so sehr interessiert vor allem an naturwissenschaftlichen und mathematischen Fragen, dass eine schulische und universitäre Ausbildung nahezu folgerichtig erschien.

Herbert Overkamp absolvierte nach seiner Berufsausbildung das Abendgymnasium in Dortmund, wo er 1967 das Abitur erwarb und danach an der Universität Münster im Lehramtsstudium Mathematik und Geographie studierte. Am Abendgymnasium in Gelsenkirchen trat er 1975 seinen Dienst an, in einem damals noch kleinen Kollegium, das in den Folgejahren mit dem Anwachsen der Studierendenzahlen im Zweiten Bildungsweg  beständig wuchs. Schon bald wurde er im Zuge der Reform der gymnasialen Oberstufe Oberstufenkoordinator des Abendgymnasiums Gelsenkirchen. Die Digitalisierung der Schulverwaltung in diesem Bereich hat er schon sehr früh auf den Weg gebracht, und während seiner gesamten Dienstzeit bis zur Pensionierung 2006 hat er diese Leitungsaufgabe außerordentlich zuverlässig und sorgfältig sowie versiert in allen schulrechtlichen Fragen ausgeübt. Vor allem war und blieb er jedoch eines: Mathematiklehrer aus Leidenschaft für  sein Fach.

Sein eigener Lebens- und Bildungsweg befähigte ihn in besonderer Weise zur erwachsenenpädagogischen Arbeit am Abendgymnasium. Mit seiner Geduld und Empathie  sowie  pädagogischem Geschick ebnete er manchem Studierenden den Zugang zur Mathematik, der diesen  zuvor eher verschlossen erschien. Sein Unterricht war nicht nur beliebt, weil er Mathematik möglichst lebensnah unterrichten wollte, sondern auch, weil er als Lehrerpersönlichkeit humorvoll auftrat, immer zu Späßen, nicht selten auch subtilen ironischen Spitzen fähig. Seine sicherlich nicht einfachen Kindheits- und Jugendjahre waren ihm nicht anzumerken. Mit dem Lehrerberuf in der gymnasialen Erwachsenenbildung  hatte Herbert Overkamp ganz offensichtlich seine Berufung gefunden.

Im Kollegium des Abendgymnasiums war Herbert Overkamp nicht wegzudenken. Nicht nur, weil er in schulorganisatorischen Fragen als Stütze der Schulleitung unabkömmlich war, sondern auch in seinem ruhigen, ausgeglichenen Umgang mit Kolleginnen und Kollegen eine Art Anker im Kollegium darstellte. Über viele Jahre war er gewählter Lehrerrat, dem Kolleginnen und Kollegen immer vertrauen konnten.

In seiner Freizeit las er viel, vor allem Sachbücher zu allen möglichen Fragen. Er war passionierter Wanderer und vor allem Radfahrer, der seine münsterländische Heimat und ebenso seine neue Heimat, das nördliche Ruhrgebiet, samt Fauna und Flora wie kaum ein anderer kannte und liebte. Glücklicherweise ließ er daran viele Kolleginnen und Kollegen anlässlich von Lehrerausflügen oder privaten Radtouren teilhaben. Er war reiselustig  und bevorzugte Reiseziele, die seiner Liebe zum wandernden Erleben der Natur entsprachen. So zog es ihn oft und gerne vor allem in die Dolomiten.

Herbert Overkamp hat nach seiner Pensionierung mit Bewohnern eines Seniorenheimes und als Lernhelfer mit Grundschulkindern ehrenamtlich gearbeitet. Zugleich  hat er weiterhin seinem Hobby gefrönt, ausgiebige Spaziergänge und Wanderungen sowie ausgedehnte Fahrradtouren zu unternehmen, sei es mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen oder ehemaligen, ihm besonders eng verbundenen Studierenden. Über viele Jahre pflegte er auch als „Ehemaliger“ den Kontakt zum Weiterbildungskolleg, dessen besondere Struktur als Abendgymnasium mit „Abitur-Online“ und Kolleg er selbst zwei Jahre vor seiner Pensionierung noch kennenlernen konnte.

In Erinnerung bleibt Herbert Overkamp als ein leidenschaftlicher Lehrer der Erwachsenenbildung, als verlässlicher und gradliniger Kollege und vielseitig interessierter  Mensch, der immer ein anregender Gesprächs- und Diskussionspartner war, der mitunter trotz seines westfälischen Naturells durchaus temperamentvoll werden konnte. Vor allem wird er uns in Erinnerung bleiben als ein immer hilfsbereiter, großzügiger und grundgütiger Mensch.

 
 

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