Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Theaterbesuch Anne Frank

 

„Wenn Gott mich am Leben lässt, werde ich mehr erreichen … Ich werde nicht unbedeutend bleiben, ich werde in der Welt für die Menschen arbeiten. Und nun weiß ich, dass Mut und Fröhlichkeit das Wichtigste sind.“

Tagebuch der Anne Frank, Eintrag vom 11. April 1944

 

Am Donnerstag, den 30.10.2025, besuchten 14 Studierende und Lehrkräfte das Consol-Theater in Gelsenkirchen-Bismarck. Nico Loll (KS1a) erzählte uns zur Begrüßung von seinem einjährigen Praktikum dort. Wir danken ihm für diesen lebendigen Einblick in das Theater und seine vielfältigen Tätigkeiten dort. So arbeitete er mit bei einem sehr provokanten Gesprächsformat, das eine offene und kontroverse Diskussion über politische Fragen ermöglichen sollte.

Danach sahen wir das Gastspiel „Anne“ des Jugendclubs des Piccolo-Theaters Cottbus nach dem Tagebuch der Anne Frank, die sich mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis versteckte und nach zwei Jahren verraten und kurz vor der Befreiung durch die Alliierten im KZ Bergen-Belsen ermordet wurde.

Die folgenden Texte zeigen, wie das Stück auf uns gewirkt hat …

Ich muss sagen, dass meine Erwartungen von dem Theaterstück weit übertroffen worden sind und dass die Darsteller es sehr gut geschafft haben, mich mit der Art der Darstellung in den Bann zu ziehen. Auch mit was für einer Ernsthaftigkeit und Menschlichkeit sie die Thematik vermittelt haben, hat mich mehr als einmal emotional gemacht. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich unbedingt noch das Tagebuch von Anne Frank lesen muss und möchte.

Jeder, der nicht da war, hat auf jeden Fall mehr als nur etwas verpasst.

Yusuf Ibrahim

Vom Schauspiel her ist „Anne“ gut gelungen. Man fühlte mit den Figuren mit. Was mir besonders gefallen hat, war das in Nebel gehauchte Tanzelement. Auch den Chorisches-Sprechen-Teil muss man definitiv loben – das ist tatsächlich relativ schwierig, wenn es sauber klingen soll.

Ansonsten empfand ich, dass man den Dialogen teilweise nicht ganz folgen konnte, da manchmal der Wechsel vom einen Tagebucheintrag in den nächsten nicht ganz deutlich war, es auf der Bühne zu chaotisch war und manche Darsteller*innen zu schnell gesprochen oder zu sehr genuschelt haben. Aber das ist jetzt Meckern über Kleinigkeiten.

Im Großen und Ganzen ist „Anne“ ein Stück, das man sich auf jeden Fall anschauen sollte. Besonders, da es von so jungen Schauspieler*innen dargestellt wird.

Nico Loll

Das Stück hat mich von Anfang an sehr gefesselt. Das Bühnenbild war schlicht, aber sehr wirkungsvoll. Diese Einfachheit machte alles noch intensiver, weil der Fokus ganz auf den Emotionen lag.

Besonders die Licht- und Soundeffekte haben perfekt zur Stimmung gepasst. Mal ruhig und warm, dann wieder kalt und bedrückend in Momenten voller Angst. Dadurch fühlte man sich fast so, als wäre man selbst Teil der Geschichte.

Was mir auch besonders gut gefallen hat, waren die Tanzeinlagen, die zwischendurch eingebaut wurden. Sie haben dem Stück eine ganz besondere Tiefe gegeben, weil sie die Gefühle der Figuren nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bewegung und Ausdruck gezeigt haben.

Die Interaktion mit dem Publikum war ein weiterer Moment, der mir sehr gefallen hat. Einige Zuschauer bekamen kleine Zettel mit Zitaten aus Anne Franks Tagebuch, die von den Schauspielern und Schauspielerinnen verteilt wurden. Das hat das Stück noch persönlicher gemacht und uns als Publikum direkt in die Geschichte hineingezogen. Ich halte diese Idee für unglaublich kreativ und emotional, weil man dadurch das Gefühl hatte, Anne Franks Gedanken wirklich in den Händen zu halten.

Was mich am meisten beeindruckt hat, war, wie einzigartig jeder Schauspieler und jede Schauspielerin war. Und doch wirkten sie alle wie eine Einheit. Sie hatten eine starke Verbindung zueinander, und man spürte, wie gut sie miteinander harmoniert haben. Es war deutlich zu sehen, wie viel Herzblut, Vorbereitung und Leidenschaft in dieser Aufführung steckten.

Es war beeindruckend, wie die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen es geschafft haben, so schwierige Themen wie Angst, Verfolgung und Verlust auf eine lebendige Weise zu zeigen. Trotz ihres jungen Alters wirkten sie erstaunlich professionell. Der Abend im Consol-Theater war ein tolles Ereignis für mich!

Luisa Büker

Eine Schauspielerin steht auf der Bühne und will Anne Frank spielen, die sich 1942 zusammen mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis versteckt. Die Anne, die ihre Situation in ihrem Tagebuch reflektiert, dem sie alles erzählen kann. Und die Anne, die in einem viel zu engen Raum mit ihrer Familie zusammenlebt und immer leise sein muss. Und die, die auf die Befreiung durch die näherkommenden Alliierten hofft, aber auch Gerüchte über Deportationen und Ermordungen von Jüd*innen hört. Und sie will die Anne darstellen, die sich in den einzigen Jungen verliebt, den es in ihrem Versteck gibt.

Aber aus dem Off ertönt eine Stimme, die von einer anderen Anne Frank erzählt. Von einer, deren Familie kurz vor der Befreiung im August 1944 verraten und verhaftet wird und die mit dem letzten Zug vom Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert wird. Die Stimme aus dem Off erzählt vom stundenlangen Appellstehen im KZ Bergen-Belsen und vom Gestank von verbranntem Menschenfleisch in der Todesfabrik Auschwitz. Und von Anne, die sich so lange um ihre kranke Schwester Margot kümmert, bis diese tot aus dem Bett fällt, und die dann wenige Tage später selbst den Kampf völlig entkräftet verliert und an Fleckfieber stirbt.

Die Schauspielerin zittert und stammelt verzweifelt: „Ich will das nicht hören. Ich habe doch gesagt, dass ich das nicht hören will.“

Diese mehrfach gespielte Szene hat mich sehr berührt, weil ich das Gefühl kenne. Ich würde das Tagebuch der Anne Frank auch gerne lesen und so tun, als wüsste ich nicht, wie die Geschichte nach der Verhaftung weitergeht. Ich habe auch Angst davor, sie bis zum Letzten zu hören. Und wie die Schauspielerin weiß ich, dass wir uns mit dem Holocaust beschäftigen müssen, obwohl wir die völlige Vernichtung nicht denken können.

Dem Jugendclub des Piccolo-Theaters in Cottbus gelingt es eindringlich, beide Teile der Geschichte zusammenzuerzählen, denn beide sind wichtig und beide gehören zusammen.

Benno Nothardt

 


Was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern. Das Einzige, was wir tun können, ist, aus der Vergangenheit zu lernen und zu erkennen, was Diskriminierung und Verfolgung unschuldiger Menschen bedeutet.

Otto Frank, Vater von Anne, einziger Überlebender aus dem Hinterhaus, 1970

 

-> „Anne“ auf der Homepage des Picollo-Theaters

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