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Theater: Die Ermittlung

Am 11. November 2025 besuchten die Studierenden der Geschichtsleistungskurse aus KS3 und KS5 sowie weitere interessierte Studierende aus unserer Schule das Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss. Das Gelsenkirchener triastheater spielte den 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965 nach und versucht so die Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz zu verstehen.

Wir danken dem Institut für Stadtgeschichte und der Stadt Gelsenkirchen herzlich für die freundliche Unterstützung.

 

Die folgenden Kritiken von Studierenden zeigen, welche vielfältigen Reflexion das Stück in uns ausgelöst hat.

 

Mit Verzicht auf ein großes Bühnenbild schafften die Schauspielenden eine realitätsnahe Darstellung des Frankfurter Auschwitz-Prozesses. Peter Weiss war selber bei den Prozessen dabei und das hat das Publikum gemerkt. Es ist ein Stück, das der Erinnerungskultur in Deutschland beipflichtet und ein Muss für alle Interessierten und vielleicht auch Desinteressierte.

Ein großer Unterschied zwischen den Laien und jenen, die Schauspiel gelernt haben, war nicht zu erkennen. Die Stimmung war zermürbend, düster und erschreckend. Die Zeug/innen sprachen wie Zeitzeug/innen und alles Gesagte konnte ich ihnen glauben (und mitfühlen!)

Tim Barthel (KS5)

Insgesamt fand ich das Stück sehr interessant. Was mir dabei positiv aufgefallen ist, ist dass das Stück mit Absicht zwischen Ruhe und plötzlich lautem Geschrei wechselt. Damit soll meiner Meinung nach die Aufmerksamkeit der Zuschauer geweckt werden. Die Darsteller, die die Zeugen spielen, haben einen Blick, der mehr als tausend Worte sagt, aber gleichzeitig immer in die Leere starrt. Bemerkenswert war, dass der Darsteller, der den Richter spielt, Synchronsprecher hätte sein können.

Halis Tuncel (KS5)

Es geht hier nicht mehr um Gerechtigkeit oder eine Haftstrafe. Die Gerechtigkeit starb mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Wer Rousseau glauben mag, dass der Mensch von Natur aus gut sei, der wird nach diesem Stück in den Grundsätzen seiner Überzeugungen erschüttert sein. Die Zeugenaussagen stellen das Konzept der Menschlichkeit grundsätzlich infrage. Wie können Menschen nur so von Hass getrieben werden, um mit Überzeugung solche Taten zu begehen?

Die Verhandlung über den systematischen Massenmord an Millionen von Menschen fühlt sich beim Zusehen teilweise an, als wäre es eine Verhandlung über einen Diebstahl. Die Angeklagten sitzen beruhigt nebeneinander, tuscheln und lachen über die Überlebenden. Ihr Anwalt liegt zurückgelehnt in seinem Sitz und lacht in die Menge. Nur die Aussagen der Überlebenden zerreißen die vermeintlich sittlich ablaufende Prozedur des Gerichts. Mit jedem „Gesang“, mit dem das Stück fortschreitet, werden die Taten grausamer und entsetzlicher. Und die Angeklagten? Die Angeklagten behaupten, sie hätten nur Befehlen gehorcht oder das gemacht, was man machen musste, während die Überlebenden in Tränen ausbrechen und über ihre Erlebnisse im KZ Auschwitz berichten.

Wenn sich der Vorhang wieder schließt und das Licht in den Raum zurückkehrt, dann wird einem bewusst, dass man nicht eine Verhandlung erlebt hat, sondern in den Abgrund der Menschlichkeit geblickt hat. Das, was die Schauspieler hier leisten, ist Aufklärung und Prävention; eine Schau dessen, was sich niemals wiederholen darf.

Auch wenn mir bewusst ist, dass mich persönlich keine Schuld trifft, fühle ich mich dafür verantwortlich, es nicht wieder geschehen zu lassen. Auf der Suche nach Möglichkeiten, dies zu tun, fand ich ein Projekt, welches Häftlingskarteien des KZ Buchenwald, aber auch Häftlingskarteien der von den Nazis besetzten Prager Polizei und vieles mehr digitalisiert. #everynamecounts ist ein Projekt, an dem sich jeder beteiligen kann. Eine Kartei zu digitalisieren dauert 5-10 Minuten, also perfekt für eine Busfahrt oder in einer kurzen Pause. Damit erreicht man genau das, was auch der Name des Projekts bedeutet. Jeder Name zählt!

(Rouven Boers, KS3)

Das Stück hat in mir Emotionen, Mitgefühl und Mitleid mit den Opfern und Zeugen verursacht, wie ich es sonst nur bei Bild- oder Videomaterial aus Kriegsgebieten erlebe. Mein Körper reagierte mit Gänsehaut und Tränen. Die Unmoral und Grausamkeit der absoluten Vernichtungen wurden sehr klar und deutlich vermittelt.

Es ist ein Stück, das sich jeder einmal im Leben angeschaut haben muss. Dem Ensemble wünsche ich viel Reichweite und Erfolg.

(Züleyha Kandemir)

Das Stück war alles, was mein Herz begehrte. Die Schauspieler waren so widerlich gut in ihren Rollen, dass ich teilweise nicht stillsitzen konnte, wenn die Opfer heulend von ihren herzzerreißenden Erfahrungen berichteten, und ich sah, wie sich die Grimassen der Opposition mit einer heuchlerischen Nachahmung von Emotionen verzerrten.

Man fühlte sich in die Zeit des Prozesses in den 1960er Jahren zurückversetzt. Die Atmosphäre ging schwer aufs Gemüt und genau so sollte es auch sein. Es ist eine Sache, über die Schandtaten der NS-Zeit informiert zu sein, aber es ist etwas komplett anderes, sie so hautnah mitzuerleben. Es ist wichtig, diese Dinge nachempfinden zu können, denn nur so kann man wirklich mit Herzenslust dahinterstehen, wenn gesagt wird:

„Nie wieder ist jetzt!“

(Zee Wosnitza)

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