Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Mohamad Jumaa Dirani

Ich bin 2015 als syrischer Kriegsflüchtling ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland gekommen. Durch Zufall führte mich mein Weg nach Gelsenkirchen.

Ich besuchte zunächst einen Integrationskurs und schnell wurde mir klar, dass das Erlernen der deutschen Sprache das wichtigste Ziel für mich war, da ich unbedingt einen deutschen Schulabschluss machen wollte, denn ich plante eine Berufsausbildung oder vielleicht sogar ein Studium in Deutschland zu absolvieren.

Aufgrund meines Lebensalters (2017/28 Jahre) wurde mir oft abgeraten, mein Abitur nachzuholen. Viele waren der Ansicht, ich würde es nicht schaffen: „zu alt“ - „Ausländer ohne Sprachkenntnisse“ - „statistische Erfolgswahrscheinlichkeit gering“ usw. . Im Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe, einer Schule für Erwachsenenbildung, die sich auch als „Schule ohne Rassismus“ versteht, ist die kulturelle Vielfalt auch ihrer Studierenden keine Besonderheit. Hier bekam auch ich eine Chance. Fächerübergreifend, im Vertiefungsunterricht sowie im Austausch mit Lehrkräften und Mitstudierenden konnte ich meine Sprachkenntnisse in Deutsch so weit verbessern, dass ich „mühelos“ ins 6. Semester gelangte, also das Abitur für mich greifbar wurde.

Wir wurden gut auf die zentralen Abiturprüfungen vorbereitet. Mitten in meinen Prüfungen erkrankte ich allerdings an Corona, sodass ich zwei Abiturprüfungen nachschreiben musste. Stress pur für mich, aber alle Lehrer*innen und Schulleitung waren wichtige Ansprechpartner und haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt. Dafür bin ich bis heute dankbar und ihr Einsatz hat mich nicht nur sehr beeindruckt, sondern mich auch nachhaltig beeinflusst.

Dank des moralischen Beistands aller habe ich ein passables Abitur mit einem guten Notendurchschnitt geschafft.

Lehrer zu werden, war immer mein Traumjob. Daher studiere ich an der TU Dortmund „Lehramt für Sonderpädagogische Förderung“ mit dem Förderschwerpunkt: Sprache und Lernen mit dem Fach Mathematik. Ich habe diese Bereiche gewählt, weil ich mir eine Welt ohne Zahlen und Sprache nicht vorstellen kann! Dieses Lehramt bietet mir die Möglichkeit, an verschiedenen Schulformen der Sekundarstufe I zu arbeiten, aber auch in Berufskollegs. Neben der Vermittlung fachlicher Inhalte gehören Diagnose von Förderbedarf, Umsetzung individueller Förderpläne sowie die Begleitung, Beratung und Unterstützung zu den Aufgabenbereichen. Ich rate allen Interessierten sowie zukünftigen Studierenden niemals aufzugeben, wenn euer Ziel das Abitur ist! Auch dann nicht, wenn auf dem Weg zum Abschluss große Hindernisse liegen oder es z.B. aus privaten Gründen zu Unterbrechungen kommen sollte. Man findet in der Schule immer Unterstützung bei dem Schul-Sozialpädagogen bzw. aufgeschlossenen Lehrerkräften. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch bei Bedarf durch sonderpädagogische, individuelle Förderung seine Ziele auch erreichen kann.

Mein Dank gilt dem gesamten Lehrerkollegium, das mich zu meinem erfolgreichen Abitur geleitet hat. Zu einer guten Schule gehören letztlich die Menschen in ihr.


Leistungskurse Kunst & Mathematik
Abiturdurchschnittsnote 2,0
Lieblingsepoche/Literatur: Dadaismus
Lieblingsstil: Impressionismus
Lieblingsmaler: van Gogh