Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Christian Klawitter

Nach dem Ende meines Wehrersatzdienstes (Zivildienst/12 Mon.) musste ich mich im Herbst 2011 bei der Bundesagentur für Arbeit als ausbildungssuchend melden. Ich erhielt keinerlei Leistungen, jobbte auf geringfügiger Basis in verschiedenen Branchen und hatte alle drei Monate einen Termin beim Arbeitsamt, die ohne Ausbildungsangebote verliefen.

Im Sommer 2012 erlebte ich erstmalig einen anderen Verlauf, und das nicht nur, weil der Sachbearbeiter bei der Bundesagentur für Arbeit ein anderer war. Er stellte Fragen nach meinem Schulabschluss (FOR m. Qualifikation) und der Vorstellung nach meiner Zukunft. Der Mitarbeiter forderte mich dringend auf, mir aktiv einen Ausbildungsplatz zu suchen – sonst könnte er mir sofort einen bei einer Firma, die Callcenter betreibt, anbieten – oder ich sollte mich beim WBK-EL anmelden. Der nächste Termin war eine Woche besprach ich mich sowohl mit meiner Familie und Freunden Woche später. Ich informierte mich über das Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe, besprach mich mit meiner Familie und Freunden. Alle rieten mir, sich die Schule einmal anzusehen, bevor ich eine Berufsausbildung aufnähme, welche mir nicht wirklich zusagte. Wenige Tage später hatte ich ein Gespräch mit dem damaligen Schulleiter und war mir am Ende sicher, dass die Schule zu mir „passt“! Dies teilte ich unverzüglich dem Sachbearbeiter der Bundesagentur für Arbeit mit.

Nur zwei Tage nach dem offiziellen Beginn des Schuljahres stieg ich nach einem Beratungsgespräch mit der Schulleitung in die KS 1, und nicht KS 3, ein, um mögliche Defizite der zwei schullosen Jahre aufarbeiten zu können. Das war besonders in Mathematik und Biologie ausgesprochen notwendig!

Während meiner Kursphrase am WBK-EL entschied ich mich dazu, den Deutsch- und den Geschichtsleistungskurs zu belegen. Ich hatte jedoch ein gewisses Entscheidungsproblem, was die restlichen abiturrelevanten Fächer anging und stellte mich erstmal etwas breiter auf als andere meiner Mitstudierenden. Ich belegte sowohl Mathematik und Volkswirtschaftslehre als auch Englisch und Biologie schriftlich, um die Entscheidung, welche Kombination ich mit in das Abitur nehmen will, hinauszuzögern. Erst der Hinweis meiner Stufenleitung sowie meiner Biologielehrerin, sich nicht „zu verzetteln“, brachte mich schnell zu der Entscheidung, VWL neben den Leistungskursen schriftlich zu belegen und Mathe mündlich! Vielleicht sollte man sich doch schneller für die Prüfungsfächer entscheiden, um sich frühzeitig intensiver mit diesen befassen zu können.

Wenn ich meine Schulzeit am WBK Revue passieren lasse, kann ich sagen, dass ich es nicht bereue, mich für ein Abitur am WBK-EL entschieden zu haben. ich denke noch immer gerne an jenen Lebensabschnitt zurück, z.B. an die Theaterbesuche (Kabale und Liebe / Prinz von Homburg) im Rahmen der ersten Projektwoche oder an meine zweite und letzte Projektwoche wenige Wochen vor den Abiturprüfungen, als sich ein Teil des LK-Geschichte) und eine Lehrerin in eine Art Klausur begab, um mögliche prüfungsrelevante Themen zu vertiefen. Nach meinem Abitur im Jahr 2015 bewarb ich mich an verschiedenen Universitäten im Ruhrgebiet, da ich in meiner Heimatregion bleiben wollte. Allerdings bekam ich leider zum Wintersemester 2015/16 keinen Studienplatz für meine Wunschfächer, was sich bereits kurze Zeit später sogar als eine gewisse Fügung darstellte, da zwei Familienangehörige meine Hilfe in einem größeren zeitlichen Ausmaß benötigten. Im darauffolgenden Jahr erhielt ich einen Studienplatz für Volkslehre an der Universität Duisburg-Essen. Nach anfänglichen „Erfolgen“ musste ich für mich feststellen, dass Statistik einfach nicht mein Fach ist. Da ich auch Realist bin, beendete ich nach vier Semestern von selbst den Studiengang.

Mein letztes Semester an der Uni DU-E nutzte ich, um Vorlesungen anderer Fachbereiche zu besuchen und zu sehen, was mir sonst liegen könnte. So bin ich u.a. in einer Vorlesung zu antiker Geschichte „gelandet“ und in einer aus dem Fachbereich Bildungswissenschaften, in der es darum ging, wie man den Unterricht an Schulen so verändern könne, dass er mehr Alltagsbezug habe. Diese beiden Vorlesungen, die ich später regelmäßig bis zum Ende des Semesters besuchte, brachten mich erneut dazu, mich für das Lehramt für Geschichte an Unis zu bewerben.

Zum Wintersemester 2018/2019 habe ich dann mein Studium an der Ruhr-Universität Bochum aufgenommen mit der Fächerkombination Geschichte und evangelische Theologie. Ich hoffe, dass ich nach neun Semestern (vier davon leider pandemiebedingtes Homeoffice) den ersten Teil erfolgreich mit einer Bachelorarbeit abschließen kann, bevor es dann im Masterstudium weitergeht. Und noch ein kleiner Tipp von jemandem, der mittlerweile die eine oder andere Erfahrung gemacht hat: Bevor ihr euch für ein Studium entscheidet, informiert euch nicht nur auf den Internetseiten der Unis, sondern besonders bei den Fachschaften. Da sitzen Student*innen, die das Fach bereits studieren und euch in die realen Anforderungen einen besseren Einblick geben können!