Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Aron-Thorben Zagray

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Realschule im Jahr 2011 nahm ich mir zunächst vor, die Fachhochschulreife in dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung zu erlangen. Wegen persönlicher Rückschläge versäumte ich dieses Ziel. Auf der Suche nach einem passenden Beruf sammelte ich zunächst Arbeitserfahrungen in verschiedenen Bereichen, darunter auch Hotellerie, Garten- und Landschaftsbau sowie in der Automobilbranche. Obwohl ich viel ausprobierte, um einen für mich adäquaten Beruf zu erlernen, spürte ich, dass mich die verschiedenen Tätigkeiten nicht zufriedenstellten. Es wuchs der Wunsch in mir, ein Hochschulstudium zu beginnen, da ich mich in meiner freien Zeit mit Philosophie und Psychologie sowie Geschichte zu beschäftigen begann. Doch mir fehlte es an Mut und Selbstvertrauen, dieses Ziel zu verfolgen. Zugleich erhöhte sich der Druck vonseiten der Familie und der Bundesagentur für Arbeit, die mich schnellstmöglich in einem geregelten Einkommensverhältnis wissen wollten. Ich finanzierte zu dieser Zeit meinen Lebensunterhalt mit Verkäufertätigkeiten auf geringfügiger Basis.

Der entscheidende Moment war der überraschende Tod meines besten Freundes. Sein frühes Ableben zeigte mir die Grenzen der menschlichen Existenz allzu deutlich auf. Mit ihm konnte ich mich stets über philosophische und geschichtliche Themen unterhalten und er war es stets gewesen, der mir versicherte, ich sei in der Lage, das Abitur mit guten Noten zu bestehen und mein Ziel, an die Hochschule zu gehen, zu erreichen.

Nach seiner Beisetzung beschloss ich, nicht länger Beifahrer meines eigenen Lebens zu sein und mir selber gerecht zu werden. Meinem Leben einen Sinn zu geben und meine Fähigkeiten einzusetzen, um später in Lehre und Forschung das gesammelte Wissen, die Erkenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben sowie zu vertiefen, wurde der Richtwert, an dem ich mich bis heute orientiere.

Ich suchte im Internet nach Schulen, die auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur anboten und stieß so auf die Homepage des Weiterbildungskollegs. Nach unkomplizierter Kontaktaufnahme bekam ich einen zeitnahen Termin für ein Beratungsgespräch und bewarb mich daraufhin um einen Platz.

Stärken des Weiterbildungskollegs Emscher-Lippe und des Kollegiums:

Damit ich meinen Lebensunterhalt weiterhin verdienen konnte, entschloss ich mich dazu, das Abitur in dem von der Schule angebotenen Onlineformat zu absolvieren. Dies gab mir die nötige Flexibilität, einer Tätigkeit nachzukommen und meine Lebensunterhaltungskosten zu decken. Durch die tatkräftige Unterstützung aller Lehrkräfte fühlte man sich auch in den Distanzphasen stets sehr gut betreut. Jegliche Probleme konnten über das E-Mail-Programm besprochen und gelöst werden.

In den Präsenzphasen bekamen die Schüler ferner engagierten und abwechslungsreichen Unterricht. Hier wurden etwaige Probleme, die komplexerer Natur waren, detailliert und zielgerichtet gelöst. Dabei ist vor allem die Flexibilität der Lehrkräfte hervorzuheben, die sich stets versuchten, den Bedürfnissen der Studierenden anzupassen. Umfangreiche Lehrinhalte in den Fächern Biologie, Mathematik oder auch den Fremdsprachen Englisch und Französisch sowie Latein wurden uns gut verständlich vermittelt. Das Gefühl, gut betreut zu werden, verließ mich während meiner gesamten Zeit an der Schule niemals. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass die persönlichen Probleme der Studierenden von gut geschulten Lehrern und insbesondere Herrn Kramp mit größter Sorgfalt und hervorzuhebendem Einfühlungsvermögen behandelt wurden. Es wurde darauf geachtet, dass die Studierenden die bestmögliche Unterstützung erfuhren, um das Abitur erlangen, aber auch ihr Privatleben zu organisieren und Rückschläge zu kompensieren. Des Weiteren wurde uns bei der Stellung von Anträgen wie BAföG oder dergleichen von der Schule Hilfe angeboten, die jederzeit in Anspruch genommen werden konnte.

Der Weg nach dem Erhalt der Allgemeinen Hochschulreife:

Nach meiner Zeit am Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe begann ich ein Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (WWU). Ich entschied mich für die Fachbereiche Philosophie und Geschichte, die ich in einem Zwei-Fach-Bachelor-System studiere.

Ich befinde mich nun in den letzten beiden Semestern meines Bachelorstudiums und strebe an, meinen Master ebenfalls an der WWU zu absolvieren. Meine Studienfächer bieten mir nicht nur zahlreiche Möglichkeiten in ihren jeweiligen Gebieten, sondern auch in interdisziplinären Programmen, die verschiedene Fachbereiche miteinander verbinden, was spannend ist. Nach dem Master möchte ich promovieren, um als Dozent an einer Hochschule tätig sein zu können. Dies werde ich womöglich im Ausland tun.

Um mich breit aufzustellen, mache ich zugleich eine zusätzliche Ausbildung zum Lehrer. Ich bin der Meinung, dass ich durch die pädagogisch orientierte Zusatzausbildung ebenso als Dozent in der Lage sein werde, den Studierenden die zu vermittelnden Inhalte besser näherzubringen und sie so auf ihrem individuellen Weg angemessen zu unterstützen. Gleichzeitig ergeben sich auf diese Weise auch berufliche Perspektiven außerhalb des Universitätsbetriebs. Darüber hinaus schreibe ich privat an einigen literarischen Projekten und habe bereits Kontakt zu Verlagen aufgenommen, um meinem Hobby - dem Schreiben - Ausdruck zu verleihen. Auch dabei kommen mir die vermittelten Fähigkeiten und Inhalte meiner Studienfächer sowie die erhaltene Ausbildung während des Abiturs zugute.

Nach langen Jahren der Suche und Verunsicherung habe ich durch den Besuch am Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe in Gelsenkirchen den Grundstein für eine Zukunft nach Maß legen können. Bildung ist ein besonderes Gut, das uns neue Wege eröffnen kann und endlich zu einer positiven Entwicklung des Charakters beiträgt. So können wir nicht nur unserem eigenen Anspruch gerecht werden, sondern auch unserem persönlichen Umfeld und der Gesellschaft durch unsere erlernten Fähigkeiten und geschärften Sichtweisen etwas zurückgeben.