Thementag am 24. Juni 2021
Klassismus? Nie gehört? Hat das etwas mit Klassik zu tun?
Das fragten sich viele an unserem Thementag. Dabei ist die Antwort eigentlich einfach: Klassismus meint Diskriminierung aufgrund der Klassenzugehörigkeit:
Und Klassismus fängt nicht erst bei dummen Sprüchen über faule Arbeitslose und sogenanntes Unterschichtenfernsehen an, sondern schon in der Schule, wenn Kevin aufgrund seines Namens als dumm abgestempelt wird und Chantal sowieso niemand ein Abitur zutraut. Über Erfahrungen, die wir selbst schon mit Klassismus in Schule, Privatleben und Medien gemacht haben, diskutierten Lehrerinnen und Studenten im World Café ebenso, wie über die Verstärkung von Klassenunterschieden im Homeschooling.
In verschiedenen Workshops wurden dann einzelne Aspekte genauer untersucht: In KS4 wurden die Auswirkungen von Klassenunterschieden im Bildungssystem herausgearbeitet und Alternativen gesucht.
Außerdem lernten die Studierenden eine Vertreterin von Arbeiterkind.de kennen, einer Initiative die Schülern und Studentinnen berät, die als erste in ihrer Familie studieren.
KS2 hingegen beschäftigte sich mit der Ausbeutung von Wanderarbeitern aus Osteuropa bei der Spargelernte und dem mangelhaften Schutz vor Corona für Arbeiterinnen am Fließband in Schlachthöfen. Dabei kamen Betroffene in Reportagen zu Wort und schilderten auch Protest und Widerstand gegen die unfairen Arbeitsbedingungen. Die Teilnehmerinnen diskutierten dabei auf hohem Niveau, begeistert und kontrovers. So wurde der überdramatisierende Vergleich der Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen mit moderner Sklaverei kritisiert, weil er Sklaverei verharmlost.
Abends hatten wir Martin Heil von der Schalker Fan-Initiative - unserer Partnerin als Schule ohne Rassismus - zu Gast. Mit ihm diskutierten wir über Fußball zwischen Kult und Kommerz. Von Klassismus kann man hier sprechen, da auch traditionell proletarisch orientierte Vereine wie Schalke 04 zunehmend kommerzialisiert werden und die teuren Karten lieber an ein wohlhabendes Publikum verkaufen und sich den Bedingungen des Fernsehens anpassen. Eine Studentin berichtete passend, dass kleine Kinder auf Schalke nicht mehr gerne gesehen seien, berichtet aber auch von einem familienfreundlich Verein in Kiel.
Heil war begeistert: „Es hat wirklich Spaß gemacht zu sehen, wie engagiert die Studierenden sich am 24.6.2021 nach einem anstrengenden Arbeitstag noch von 17:45 bis 21:30 Uhr mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, unter anderem auf der Ebene des FC Schalke 04, des DFB, aber auch der FIFA und der kommenden WM in Qatar.“ Mit letzterer will sich die Fan-Ini in nächster Zeit noch intensiv beschäftigen und unterstützt Boykottaufrufe für die Spiele, deren Spielstädten von skrupellos ausgebeuteten Arbeitsmigranten erbaut wurden.
In einem weiteren Workshop stellte Tanja Adolfs die Gelsenkirchener Bürgerinitiative "Warm durch die Nacht" vor. Diese bietet Obdachlosen in Gelsenkirchen Hilfe und wirbt unter anderem mit dem Motto „So geht dat - nur füreinander und GEmeinsam sind wir stark?“ Durch die Covid-19-Pandemie ist diese Hilfe noch nötiger und zugleich schwieriger.
Wir danken allen Referentinnen, die uns einen Einblick in ihre wichtigen Initiativen geboten haben. Dank auch an alle Lehrerinnen und Studenten für die schöne und konzentrierte Stimmung!